Eine Broschüre mit Hintergrundinformationen zum Film und den Filmmachenden findet sich hier.
„Liza ruft!“ ist ein bewegender und politischer Dokumentarfilm über den Holocaust, den jüdischen Widerstand und die Erinnerungspolitik in Litauen und das erste Porträt einer ehemaligen jüdischen Partisanin überhaupt. Im Gespräch mit Fania Brantsovskaya, ihren Angehörigen und Weggefährt_innen schafft „Liza ruft!“ das intime und lebendige Bild einer beeindruckenden Frau, die beides ist: ein Opfer von fortwährender Verfolgung ebenso wie eine unermüdliche und streitbare Akteurin im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit.
Fania Yocheles-Brantsovskaya war 19 Jahre alt, als die Wehrmacht am 24. Juni 1941 in ihrer Heimatstadt Vilnius einfiel, die bis dahin als „Jerusalem Litauens“ galt.
Fania wurde mit ihrer Familie ins Ghetto getrieben, musste Zwangsarbeit leisten und wurde Zeugin der „Aktionen“, in deren Folge die Deutschen und ihre litauischen Kollaborateure 70 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder im nahen Ponar erschossen. Sich der deutschen Vernichtungspläne bewusst, schloss sich Fania der jüdischen Widerstandsgruppe Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO) an. „Liza ruft!“ wurde die Losung für ihren Kampf. Kurz bevor die Deutschen das Ghetto liquidierten, entkamen die FPO-Mitglieder und schlossen sich der sowjetischen Partisan_innenbewegung in den nahen Wäldern an. Fania führte Sabotagemissionen aus und beteiligte sich an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee.
Obwohl die Deutschen mithilfe ihrer litauischen Handlanger ihre gesamte Familie ermordet hatten, blieb Fania in ihrer Heimat und beteiligte sich an deren Wiederaufbau unter kommunistischer Führung. Nach dem Tod ihres Ehemanns, den sie im Kampf kennengelernt hatte, und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden ihr die Erinnerung an den Holocaust und die Würdigung des jüdischen Widerstands zur Lebensaufgabe.
Brachte ihr das im Ausland Anerkennung, wurde sie in ihrer Heimat zur Zielscheibe von nationalistischen und antisemitischen Gruppierungen. Nachdem lokale Medien die Memoiren ihrer Freundin Rachel Margolis ausgeschlachtet hatten, die Fanias Teilnahme an der Zerstörung von Kaniūkai erwähnen – ein Dorf, das die sowjetischen Partisan_innen bekämpft hatte – ließ die Staatsanwaltschaft die damals 86-jährige Fania wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Kriegsverbrechen vernehmen. Erst auf internationalen Druck wurden die Ermittlungen auf Eis gelegt. Daraufhin begann die litauische Politik, Fanias Potential als diplomatisches Aushängeschild zu entdecken und sie zu vereinnahmen.
Fanias Engagement ist seither eine Gratwanderung: einerseits drohen die Entpolitisierung ihrer Gedenkarbeit und eine Entfremdung von ihren Weggefährt_innen, anderseits läuft sie ständig Gefahr, neue antisemitische Angriffe und eine Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens zu provozieren.
Christian Carlsen hat Geschichte und Literaturwissenschaften studiert. Er arbeitet er als freier Historiker und Autor. Unter anderem erforscht er zusammen mit Gideon Greif, Israel, die Realität und die Repräsentation des jüdischen „Sonderkommandos“ im Konzentrationslager Auschwitz. „Liza ruft!“ ist sein erster Film.
Philipp Jansen studierte mehrere Semester Philosophie, Politik und Film. Zu ihren frühen Arbeiten gehört der preisgekrönte Kurzfilm „Survive Berlin“ (2005). Seit 2008 arbeitet sie als freie Cutterin. Zuletzt schnitt sie eine Dokumentation über den Holocaust-Überlebenden Walter Spier.
Nossa Schäfer studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie. Anschließend studierte sie Regie an der filmArche, einer selbstorganisierten Filmschule. Zu ihrer Arbeit zählen mehrere Kurzfilme.
Susanne Dzeik arbeitet als unabhängige Filmemacherin und Kamerafrau. Zu ihren Arbeiten gehören die preisgekrönten Dokumentation „Von Mauern und Favelas“ (2005) und „Nach dem Brand“ (2013).
Eine Broschüre mit Hintergrundinformationen zum Film und den Filmmachenden findet sich hier.
Lehrende und Teamende sind eingeladen, eine unentgeltliche Kopie des Films und eine Kopiervorlage der Bildungsbroschüre „Holocaust, jüdischer Widerstand und Erinnerungspolitik in Litauen" zu bestellen.
Politik, Medien und Pädagogik beklagen immer wieder das vermeintliche Desinteresse an einer Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der NS-Vergangenheit. Dabei ist es oft eine Frage der Methodik, ob diese Themen auf Interesse oder Abwehr stoßen. Filme haben sich als hilfreiche Mittel erwiesen. „Liza ruft!“ bietet Anknüpfungsmöglichkeiten sowohl für den Schulunterricht als auch die außerschulische Bildungsarbeit, weil der Film
Für ihren erfolgreichen Einsatz als Unterrichtsmittel müssen Filme von einer kompetent moderierten Auseinandersetzung begleitet werden.
Die von Christian Carlsen verfasste Bildungsbroschüre fasst den historischen Hintergrund zusammen, stellt die Beteiligten vor, skizziert die Problemstellung, gibt Primärquellen und Literaturhinweise zur Hand, schlägt Fragen vor und macht Unterrichtsvorschläge.
Anfragen und Bestellungen bitte an bildung@lizaruft.com
Die Bildungsbroschüre „Holocaust, jüdischer Widerstand und Erinnerungspolitik in Litauen" wurde von der Dr. Nelly Hahne-Stiftung gefördert.
10999 Berlin, Germany
Coming soon !
“Liza ruft!” ist eine unabhängige Produktion. Wir freuen uns daher sehr über eure Anfragen nach Filmvorführungen.
Auf Wunsch begleiten wir diese gerne persönlich und diskutieren “Liza ruft!” mit dem Publikum.